Kabarett-Ensemble SanftWut

/ 23. Sep 2016

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Mit dem AIK Solna aus Schweden wird für Moni eine Vision wahr

Im November 2011 erschien Uta “Monis” Buch “Woran erkennt man eine ostdeutsche Verkäuferin?”. Darin findet sich eine Geschichte, die sie erlebt hat und die sie zu einer Vision inspiriert hat. Eine Vision über eine bessere Welt, die dem Jugendwahn unserer Gesellschaft etwas entgegensetzt.

Uta Moni Serwuschok mit ihrem Lieblingsgetränk - Leipziger Gose

Moni ist happy :-)

Vor ein paar Tagen schaute unsere Moni Fußballnachrichten. Und wer unsere Moni kennt, der weiß, dass sie ein absoluter Fan ist. Manchmall nimmt es sogar verrückte Züge an :-) … Umso mehr zauberte ihr eine Nachricht vom schwedischen Club AIK Solna ein Lächeln auf die Lippen und ihr wurde es ganz warm ums Herz. Was genau war passiert?

Nun, dazu solltet ihr die Geschichte “Opa P.” aus der Verkäuferin (erst noch einmal) lesen. Ich habe sie hier für euch aufgeschrieben. Sie beginnt damit, dass Uta mitten in der Nacht auf dem Weg nach Hause aus dem Auto heraus einen reglosen Körper am Straßenrand liegen sah. Sie nahm all ihren Mut zusammen, rief Passanten herbei und auch den Notdienst und blieb bei dem, wie sich herausstellte, alten Mann. Und dann:

“Dann begann der Mann zu erzählen. Er war aus seinem Altenheim einfach abgehauen und hatte einen langen Weg hinter sich. Dass er da lag, war reiner Erschöpfungszustand. Er wollte nach Hause. Und da, wo ich ihn fand, war in unmittelbarer Nähe früher sein zu Hause. Er hatte Sehnsucht nach seiner Familie, nach seiner Frau, die nicht mehr lebte. Er muss einst ein schöner Mann gewesen sein, überlegte ich. Groß und schlank. Und irgendwie wirkte er wie einer, der einst wusste, was er wollte und seinen Weg ging.
Wir wickelten ihn mit einer Decke ein und er redete weiter. Es muss ihm gut getan haben, dass jetzt jemand bei ihm war.
Inzwischen hielt auch ein Auto. Zufälligerweise saß da eine Ärztin drin, was mich sehr beruhigte. Zeitgleich bog der Rettungswagen in die Straße ein und wir konnten den „Ausreißer“ dem medizinischen Dienst übergeben.
Aus dem Rettungswagen sprang ein semmelblonder, junger Mann. Er handelte absolut professionell und wir waren alle sofort nur noch zum Zusehen verbannt.
„Wen haben wir denn hier?“ Dann schaute er bei dem alten Mann in dem Hemdkragen und sagte: „Da haben wir’s. Das ist Opa P. aus dem Pflegeheim Martin-Andersen-Nexö.“ Weit gelaufen, dachte ich und war verblüfft, dass die Adresse im Hemd zu lesen war. Eigentlich ein kluges System.
„Das ist wie bei einer Hundenummer.“, kommentierte eine der Frauen diese Praxis. Mich erinnerte es an die Zeit, als ich ins Kinderferienlager oder zur Kur fuhr. Da stickte man uns Kindern auch unseren Namen in die Wäsche.
Der junge Mann vom Rettungsdienst ging mit unserem Opa sehr liebevoll um. Als sie ihn auf die Liege legten und zum Auto brachten, verabschiedete er sich von uns und sagte zu mir: „Danke, dass Sie uns gerufen haben?“ Das ist heute gar nicht mehr selbstverständlich.“
Diese Helfer haben, das wurde mir an diesem Abend klar, einen sehr guten Blick für das Leben da draußen in der Nacht. Irgendwie hinterließ diese Fürsorge ein warmherziges Gefühl in mir.
Obwohl Opa P. ein mir völlig fremder Mensch war, habe ich ihn bis heute nicht vergessen. Ganz besonders nicht seine Sehnsucht nach seiner Frau. Seine verblassende Schönheit, die er auch in seiner großen Erschöpfung vom Leben verströmte, ist mir tief in Erinnerung geblieben.In ruhigen Minuten denke ich, selbst ja immer älter werdend, über den Jugendwahn dieser Gesellschaft nach. Junge Menschen sind wichtig. Sehr wichtig.
Dennoch wünsche ich mir etwas mehr gesellschaftliche und mediale Anerkennung für unsere Omis und Opis.
Ich hätte da einen Vorschlag:
Ob zu Welt- oder Europameisterschaften oder auch zu Bundesligaspielen – beim Fußball ist es Tradition geworden, dass die Stars zu Beginn des Spiels mit kleinen Kindern auf den Platz gehen. Wenn sie sich in den Katakomben aufstellen, kann man sehen sie haben meist ein warmherziges, kumpelhaftes Verhältnis zu den Kleinen und diese wiederum schauen mit großen Augen zu ihren Idolen auf.
Dann gehen sie mit ihnen auf das Feld und jeder kann sehen, wir tun etwas für die Jugend. Eine symbolträchtige Geste weltweit.
Meine Bitte wäre, vielleicht wenigstens einmal im Jahr, sagen wir zum Abschluss der Bundesliga oder einem Freundschaftsspiel statt der Kinder sportbegeisterte Omis und Opis zu nehmen, welche die jungen begabten Spieler aufs Feld führen.
Auch ein Rollator kann da mal mit übern den Rasen ruckeln.
Das wäre nicht nur witzig, sondern auch richtig.
Wer sagt, das sei abwegig, dieser Vorschlag mit den Alten, dem sage ich: Es geht alles. Nur eins nicht. Liegen lassen!”

In Schweden hat der AIK Solna bei einem Spiel in der “1. Liga Schwedens” nun also genau das wahr gemacht. Er hat seine ältesten Club-Mitglieder mit den Spielern aufs Feld laufen lassen, allen voran der ehemalige UEFA-Präsident Lennart Johansson. Mit einer derzeit laufenden Kampagne möchte der Fußballclub so die “verloren gegangene Fan-Generation” ansprechen, um sie wieder als Zuschauer ins Stadion zu holen. Denn neben den vielen jungen Menschen und Familien fehlen die alten Menschen auf den Rängen. Glaubt ihr nicht? Dann schaut euch das Video an und seht selbst, wie Monis Vision wahr wird:

Wie toll wäre es, wenn diese Idee nun auch in Deutschland aufgegriffen wird! Moni und ich würden jubeln! :-)

Hier erfahrt ihr übrigens noch einmal mehr über das Buch “Woran erkennt man eine ostdeutsche Verkäuferin?” >>

Habt ein schönes Fußball-Wochenende!

Eure Stephanie

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